Panzerjäger nach vorn!
Im Frühjahr 1916 tauchten bei uns an der Arrasfront die ersten englischen Tanks auf.
Es waren für uns Infanteristen schwere Stunden, als wir feststellen mussten, dass unsere Geschosse von den Stahlkolossen abprallten.
Auch die Handgranate nützte nichts. Da wurden sie zusammengebunden
und als „geballte Ladung“ unter die Gleisketten geworfen. Die Scharf-
schützen nahmen sich auf nächste Entfernung die Sehschlitze vor.
Geschütze wurden weit nach vorn gezogen, um den Tanks das weitere
Eindringen zu verwehren. Unsterblichen Ruhm erwarb sich zum Beispiel
in der „Tankschlacht von Cambrai“ der Unteroffizier Krüger, er hielt an seinem Geschütz aus, nachdem alle anderen gefallen waren, lud und
zielte und brachte so Panzer um Panzer zum Halten, bis er selbst getroffen zu Boden sank. Sein Opfertod wies der Panzerabwehrwaffe den Weg für
alle Zeiten.
Nach dem Weltkriege hat das Ausland die Panzerwaffe stark ausgebaut.
Deutschland war auf dem Gebiet der Abwehr aber auch tätig. Panzersperren und Panzerbekämpfung, dass sind die beiden Mittel der Abwehr. Hat man die Möglichkeit, ein Kampffeld auszusuchen,
z.B. bei der Einrichtung einer Verteidigungsfront, so wird man stets danach streben, ein panzersicheres oder panzerhemmendes Gelände
zu bekommen. Steile Hänge, breite tiefe Gruben, Sumpf, Wasserläufe und dichter hochstämmiger Wald können starke Hindernisse für Panzerfahrzeuge sein. Sie werden zumindest die Panzerfahrzeuge zwingen, langsamer zu fahren, und dadurch kann sie unsere Artillerie leichter fassen.
Die Pioniere können viele natürliche Hindernisse durch Ausbau vervollständigen. Hänge und Gräben durch senkrechtes Abstechen der Wände, Gewässer durch Anstauung und Versumpfen, Waldränder
durch Baumverhaue mit genügender Breite und Tiefe, einbetonierte
Eisenbahnschienen(siehe Westwall), Pfahlhindernisse, Betonmauern
und besonders Minenfelder kommen weiter in Betracht, vor allem beim
Vorhandensein der ständigen Front.
Der Angriff ist aber immer noch die beste Verteidigung, und das wichtigste Mittel der Abwehr ist die Wirkung gut gezielter Schüsse. Hier liegt die Aufgabe unserer Panzerjäger. Sie besitzen kleine Geschütze, die leicht versteckt und auch mit den vordersten Infanterieteilen mitgehen können.
Ihr geringes Gewicht ermöglicht den Zug durch Mannschaften.
Schnelle Feuerbereitschaft und hohe Feuerfolge zeichnen sie aus.
Das wichtigste aber bleibt auch hier der Mensch hinter der Waffe!
Panzerjäger – und zwar die Geschützbedienung wie auch die Kraftfahrer –
müssen ganze Kerle sein. Bei ihrem Einsatz kommt es oft auf Sekunden an. -Seite 5 Bild-
Der Richtschütze muss, mit dem Blick auf das Fadenkreuz des Zielfernrohrs, eiserne Ruhe bewahren, wenn Stahlkolosse immer näher
und näher auf das Geschütz zu rollen. Unsere deutschen Panzerjäger haben ihren Wert tausendfach bewiesen.
Ein paar Beispiele mögen hier erzählt werden:
Ein Münchener Reserveoffizier, Leutnant Konrad Rehnitz, wurde als
Führer einer Panzerjägerkompanie vom Führer mit dem Ritterkreuz
des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.
Unter Einsatz zahlreicher Flieger und Panzer versuchten die Bolschewisten
nach schwerer Artillerievorbereitung in der ersten Julihälfte im Raum nördlich von Orel die Stellungen eines Panzergrenadierregiments zu durchstoßen. Leutnant Rehnitz wurde mit seiner Panzerjägerkompanie in den erbitterten Kampf geworfen, als der Gegner infolge seiner zahlen-
mäßigen Überlegenheit in die deutschen Linien einzubrechen drohte.
In heftigen Feindfeuer und unter rücksichtlosem persönlichem Einsatz
schoss Leutnant Rehnitz in kürzester Zeit drei schwere Feindpanzer ab. Dieser Erfolg konnte jedoch nicht verhindern, dass inzwischen die Masse
der feindlichen Kampfwagen, begleitet von starken Infanteriekräften,
die immer näher heran kam und dass schließlich die Panzer außer Gefecht gesetzt wurden. Leutnant Rehnitz erkannte sofort die Gefahr,
die dadurch für die gesamte Abwehrfront des Regiments entstanden war.
Rasch entschlossen fasste er die Bedienungen seiner ausgefallenen Geschütze sowie einige in seiner Nähe befindliche Panzergrenadiere
Zusammen und trat an ihrer Spitze zum Gegenstoß an.
Mit Handgranaten wurden die zahlreichen Feindpanzer und die ihnen folgende Infanterie so wirksam bekämpft, dass schließlich ihr Angriffsschwung gebrochen werden konnte. Obwohl selbst schwer verwundet, gab Leutnant Rehnitz die Führung nicht ab, bis der Gegenstoß vollen Erfolg gebracht hatte und ein weiteres Eindringen der Bolschewisten verhindert war.
Oberfeldwebel Meusgeier aus Scheuerfeld bei Coburg, Kompanietrupp-
führer in einer Panzerjägerabteilung, wurde für seine hervorragende
Tapferkeit vom Führer und obersten Befehlshaber der Wehrmacht mit dem
Ritterkreuz ausgezeichnet. Sein unerschrockendes Draufgängertum hat
Mehrfach im Ostfeldzug entscheidene Erfolge gebracht.
Als es Ende August 1941 den Bolschewisten gelungen war, bei Mirowka im
südlichen Abschnitt der Ostfront an einer Stelle in schmaler Front durch-
zubrechen, wurde Oberfeldwebel Meusgeier mit einer gewaltsamen
Aufklärung beauftragt, die Ergebnisse über Stärke und Zusammensetzung
des eingebrochenen Feindes bringen sollte. In Durchführung des schwierigen Auftrages gelang es dem Oberfeldwebel, dem Feind erhebliche Verluste zuzuführen und eine große Anzahl Gefangener
einzubringen, die für die weitere Gefechtsführung wichtige Aussagen machten. Durch seinen unerschrockenen und tapferen Einsatz gelang es
Oberfeldwebel Meusgeier Ende Oktober 1941 bei Nowomoskowsk, einen
gefährlichen bolschewistischen Panzerangriff abzuwehren. 28 mittlere und
schwere Feindpanzer griffen die deutschen Linien an, als er in größter Eile
ruhig und entschlossen die Abwehr organisierte. Er selbst leitete das Feuer
eines Geschützes solange, bis die ganze Munition verschossen war und
fünf sowjetische Panzer auf der Strecke blieben.
Im kühnen Draufgängertum fuhr er dann mit einem zweiten Geschütz auf
Selbstfahrlafette den übrigen, angreifenden feindlichen Panzern entgegen.
800 Meter vor der vordersten Linie, schoss er mit seinem Geschütz 5 weitere Feindpanzer ab und beschädigte 4 schwer. Nachdem auch hier
die ganze Munition verschossen war, brachte er trotz schwersten feindlichen Beschuss das Geschütz zu den eigenen Linien zurück.
Den feindlichen Kampfwagenverband hatten so große Verluste ausein-
andergesprengt, die einheitliche Führung war nicht mehr möglich.
So war erreicht, dass der Feindangriff im Feuer der Panzerjägerkanonen zusammenbrach. Ein schneidiger fränkischer Oberfeldwebel hatte durch seine kühne Entschlossenheit einen gefährlichen Angriff abgewiesen.
Unteroffizier Michael Schäfer wurde als Drittes von acht Kindern eines Kleinbauern in Neinvorgut, Kreis Bescheifteinzel (Böhmerwald) geboren.
Er kämpfte am Westwall und in den Vogesen. Am 22.Juni 1941 wurde er
Im mittleren Abschnitt der Ostfront eingesetzt. Er selbst erzählt davon:
„Am 3.Juli 1941, beim Endkampf um Smolensk, stießen wir durch einen
Wald. Der Zugführer, der vorausging, kam plötzlich mit dem Ruf: “Panzer
vor uns!“ zurück. Ich ging mit dem Geschütz sofort in Stellung und ließ den ersten Panzer bis auf 100 Meter herankommen. Dann gab ich Feuer.
Bereits nach dem 2.Schuss ging er in Flammen auf. Die Bahn war frei, wir
gingen weiter vor. Da plötzlich erneut der Ruf des Zugführers: „Panzer kommen!“ Es waren drei, die, als ich sie eben aufs Korn nahm, abdrehten.
Etwas abseits im Gebüsch aber entdeckte ich zwei weitere, die sich da versteckten. Es gelang mir beide zur Strecke zu bringen. Außerdem tauchten vor uns LKW`s auf, die ich beschoss. Dann kam von rechts eine Kolonne, die bestehend aus einem sowjetischen Artelleriegeschütz, einer PAK und mehreren Infanteriewagen. Auch diese Kolonne hatte ich bald erledigt.
Nach einigen Tagen Kampfpause bezogen wir Stellung bei Krorodno.
Der Rote griff mit Infanterie und Panzern am 18.Juli 1941 an.
Ich stand allein mit meinem Geschütz und erledigte in 10 Minuten
7 der angreifenden Panzer, die anderen hatten sich verzogen.
In den ersten Oktobertagen griffen wir im Verein mit Stukaverbänden vor dem Dnjepr neuerdings an. Bald ertönte der Ruf: „PAK nach vorn!“
Nachdem wir das Geschütz über einen dachschrägen Hang in Stellung gebracht hatten, schoss ich in wenigen Minuten drei Panzer ab, und der
Weg für die Infanterie war wieder frei.
In den schweren Abwehrkämpfen des Winters 1941/1942 gab es manchen harten Tag. Am 21.Dezember hatten die Bolschewiken unseren Frontabschnitt umgangen. 4 Panzer waren eingebrochen, die Sowjet-
infanterie kam auf das Dorf zu, in dem wir uns befanden. Es hieß rasch handeln. Im heftigen Feuer, musste ich Stellungswechsel vornehmen, um die Panzer fassen zu können. Das gelang mir. Zwar wurden wir heftig beschossen; mein Ladeschütze erhielt einen Streifschuss. Ich arbeitete mich aber mit meinem Geschütz auf 100 Meter heran und nahm den ersten Panzer unter Feuer. Nach kurzem Kampf blieb er liegen. Nun musste ich wieder eine andere Stellung beziehen, um den anderen Nahe zu kommen, so konnte ich auch noch einen zweiten Panzer erledigen. Die beiden anderen drehten ab. Damit war der Angriff abgewehrt. Unsere Infanterie hatte dann die Sowjets weiter zurückgetrieben.
Ich befand mich noch bei den abgeschossenen Panzern, da kam der Herr Oberst auf mich zu und sagte: „Schäfer, dass haben sie wieder gut gemacht. Sie bekommen 14 Tage Sonderurlaub und für Tapferkeit vor dem Feind sind sie zum Unteroffizier befördert.“
Obergefreiter Ernst Fraps ist der Sohn eines Bergarbeiters aus Drakowa
Kreis Teplitz. Mehrfach hatte dieser tapfere Obergefreite Beweise seines Draufgängertums und Kampfesmutes erbracht und erhielt Mitte März 1942 das Eiserne Kreuz 1.Klasse. Die Zeit seiner höchsten Bewegung kam aber erst, als der Feind Ende März 1942 im Abschnitt der Division an der Kertschfront mit stark überlegenen Kräften immer wieder versucht, die deutschen Stellungen zu durchbrechen und eine wichtige Marsch- und Nachschubstrasse im Rücken abzuschneiden.
Zahlreiche Durchbruchsversuche waren in schweren vorangegangenen Kampftagen bereits abgeschlagen, als der Gegner erneut nun mit 44 teils schwersten Panzern den Durchbruch im Abschnitt eines Infanterieregiments der Division zu erzwingen versuchte.
Obergefreiter Fraps stand mit seiner PAK in den Reihender Infanteristen und wusste nun, dass von seinem Einsatz entscheidend viel abhängen musste. Nachdem durch das starke Feuer der Sowjetkampfwagen sein Zugführer ausgefallen war, war er sich bewusst, dass nur energisches Zupacken und kaltblütiges Handeln einen feindlichen Panzereinbruch in dem seinem Geschütz zugewiesenen Abschnitt verhindern konnte.
Unter rücksichtslosem Einsatz seiner Person jagte er Schuss auf Schuss aus dem Rohr und begnügte sich nicht damit, nur in seinem Abschnitt zu wirken, sondern bekämpfte auch die Sowjetpanzer in den benachbarten Gefechtsstreifen, als er sah, dass es den Kampfwagen dort gelang, immer näher an die deutschen Stellungen heranzukommen. Aber nicht nur die Stahlungetüme, die sein Geschütz aus allen Richtungen beschossen, hatten seine Feuerstellung erkannt, sondern auch feindliche Maschinen- gewehre, Granatwerfer und Artillerie nahmen ihn unter gutliegendes Feuer. Trotzdem gelang es dem tapferen Obergefreiten, äußerst kaltblütig immer wieder neue Panzer anzurichten, bis er an diesem Tage insgesamt 5 feindliche Kampfwagen abgeschossen und zahlreiche andere zum Abdrehen gezwungen hatte.
Schon nach 3 Tagen griff der Feind erneut mit zahlreichen Panzern und diesmal auch mit starker Infanterie an. Wieder war es der Obergefreite Fraps, der sich besonders Auszeichnete und hervorragende Leistungen vollbrachte. Auch dieser Feindangriff brach im vernichtenden Abwehrfeuer zusammen, und den Bolschewisten wurden schwere Verluste zugefügt.
Ein Tag war Ruhe, am dritten Kampftag war der Einsatz des Obergefreiten Fraps von entscheidender Bedeutung. Aus eigenem Entschluss bezog er unter rücksichtslosem Einsatz seiner Person im schwersten Feindfeuer, viel früher als befohlen, seinen Gefechtsposten. In zwei Treffen stieß der Feind mit seinen massierten Panzern gegen die deutschen Stellungen vor.
Durch das schwere Feindfeuer war die restliche Bedienung ausgefallen, und Obergefreiter Fraps stand nun völlig allein auf sich angewiesen, an seinem Geschütz. Mit außergewöhnlicher Kaltblütigkeit und ungeachtet des starken Feindfeuers jagte er Schuss auf Schuss den Sowjetpanzern entgegen. Bis auch dieser schwere Angriff abgewehrt worden war. Zahlreiche Panzer blieben brennend und zerschossen vor den deutschen Stellungen liegen; Obergefreiter Fraps hatte in drei Kampftagen seine Abschussziffer nun auf 11 Panzer erhöht. Ihm ist es wesentlich zu danken, dass den feindlichen Panzerkräften trotz ihrer großen Zahl der Einbruch
nicht gelang, und so auch die Feindinfanterie nicht an die deutschen Stellungen herankam. Wieder hatte der Gegner schwerste Verluste erlitten und musste seine Absicht, nach gelungenem Durchbruch die wichtige Marsch- und Nachschubstrasse abzuschneiden, endgültig aufgeben. Die Verleihung des Ritterkreuzes an diesen tapferen sudetendeutschen Obergefreiten ist die äußerliche Anerkennung für seinen hervorragenden Einsatz und sein entschlossendes Handeln in der vorrübergehenden bedrohlichen Lage in jenem Frontabschnitt.
Wir haben hier Beispiele von Erfolgen von Ritterkreuzträgern. Hinter diesen stehen viele Tausende von Panzerjägern, die Tag für Tag die feindlichen Panzer mit ihren Geschützen abwehren und Jagd auf die Stahlkolosse machen, wo sie nur können. Neben diesen Einsatz steht bei unseren Panzerjägern auch noch der Kampf gegen feindliche Infanterie.
Zur Nahsicherung der PAK gegen ungepanzerte Angriffe und zur Abwehr von Tieffliegern verfügen die Panzerjäger über Maschinengewehre. Diese mussten gerade beim Kampf im Osten oft eingesetzt werden. Wirksam wurden sie dann von ihren Kameraden am Geschütz unterstützt durch den Beschuss der feindlichen Infanterie mit Sprenggranaten. Unsere Panzerjäger waren gerade durch diese Kampfart während des Winters eine starke Stütze der Abwehrfront.
Die dritte Art des Einsatzes ist der Beschuss der Schießscharten der Bunker. Diese sind mit Stahlplatten gesichert. Wo man aber rausschießen kann, kann man auch reinschießen. Man wird die Blende aber nur dann treffen, wenn man seine Stellung dort wählt, wo der Gegner mit der Waffe seines Bunkers auch hinschießen kann. Von vorn sieht man die Scharten oft nicht genau. Die modernen Bunker schießen meist seitlich heraus. Unsere Panzerjäger kennen dann nur den Befehl: „Ran an den Bunker!“ So habe ich es z.B. selbst erlebt an den sehr geschickt in die Sanddünen eingebauten Bunker ostwärts Dünkirchen. Immer und immer wieder schoben die Panzerjäger ihr Geschütz schnell auf die Höhe, nahmen die Scharten unter Feuer und verschwanden wieder. Der Feind schoss auch. Das aber konnte unsere Panzerjäger nicht beirren, sie schossen immer wieder, bis der Bunker zur Strecke gebracht war. Überall haben unsere Panzerjäger bewiesen, dass sie Meister ihrer Waffe sind, so ist es in der Vernichtung, so auch in der Vernichtung anstürmender feindlicher Infanterie durch Sprenggranaten oder im Einsatz zum Schartenbeschuss der Bunker.
Adolf Hitler sagte einst: „Die deutsche Panzerwaffe hat sich in diesen Krieg in die Weltgeschichte eingeführt.“ Ein Teil dieser Waffe sind unsere Panzerjäger.
Wo auch immer der Ruf erklingt: „Panzerjäger nach vorn!“ da werden die Männer dieser Waffe zeigen, dass auch sie auf ihrem Gebiet die besten Soldaten der Welt sind!
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